Mal ganz ehlich. Würde die Bike Shed in Yelvertoft oder Middle Fritham stattfinden, wir wären vielleicht zu Hause geblieben. Aber hey: Englands abgefahrendste Custom-Motorcycle-Messe wird im Tabacco Dock in den Londoner Docklands abgehalten. Das alleine genügt schon, um einen Besuch der Messe zu rechtfertigen. Denn die historischen Ziegelsteingebäude – erbaut 1812 – beherrbergen eine der schönsten und beeindruckendsten Ausstellungshallen der Welt. Wenn dann eingerahmt von gusseisernen Säulen und offenem Gebälk mutige und schrille Umbauten gezeigt werden, das Bier mundet und die britische Hauptstadt ein komplettes Wochenende lang in gleißender Sonne erstrahlt, dann kann man getrost von einem Volltreffer sprechen.
Gestrippte Urban- und Hipsterbikes auf BMW-, Honda CB oder Triumph-Basis geben auf der Bike Shed 2018 den Ton an, doch es gibt auch genügend spannende Chopper, Bobber, Tracker, Cafe Racer und grelle Eigenbauten. Neben Harleys und japanischen Klassikern bauen die Engländer gerne heimisches Material von BSA oder Norton um. Auch Exoten von Guzzi, Velocette oder Royal Enfield kommen unters Messer der Backstreet Heroes. Wir ertappen uns häufig dabei, wie wir freudig vor einem Bike in die Knie gehen – etwa der Achsschenkel-BMW von Watson aus Polen, dem Ironhead-Bobber von KHC Cycles oder dem Dustbin-Racer von VTR Customs. Stolz präsentiert sich die britische Bike-Builder-Szene (von Auto Fabrica über Death Machines und Rocket Bobs Cycle Works bis Warrs), und auch Schrauber aus Portugal (RUA Machines, Maria Riding Company), Italien (Free Spirit Motorcycles), Frankreich (Atelier Chatokine, Bad Winners, Mulemotorcycles), Dänemark (Wrenchmonkees) und vielen anderen Ländern zeigen ihre Kreationen.
Ganz nebenbei bietet London jede Menge Attraktionen, die nur einen Steinwurf vom Tabacco Dock entfernt sind – London Bridge, Tower, Picadilly Circus oder Camden Market. Wir sind ja schließlich nicht in Yelvertoft oder Middle Fritham …